Briten wollen schnellen Rückzug aus Afghanistan

Briten wollen schnellen Rueckzug
Briten wollen schnellen Rueckzug(c) EPA (ANDY RAIN)
  • Drucken

Der neue britische Verteidigungsminister Liam Fox will seine Einheiten "so schnell wie möglich" zurückholen. Großbritannien sei keine "Weltpolizei".
Sein deutscher Amtskollege Guttenberg warnt vor einem schnellem Abzug.

Die britische Regierung setzt nach den Worten des neuen Verteidigungsministers Liam Fox auf einen schnellen Rückzug ihrer Soldaten auf Afghanistan. Es müsse akzeptiert werden, dass die Grenze einer Bereitstellung von Truppen erreicht sei, "und ich möchte, dass die Einheiten so schnell wie möglich zurückkommen", sagte Fox der Londoner "Times" vor seinem Blitzbesuch am Hindukusch am Samstag. "Wir müssen die Erwartungen und die Zeitpläne überprüfen."

Das Augenmerk liege nun auf der nationalen Sicherheit, Großbritannien sei keine "Weltpolizei". Die Soldaten seien in Afghanistan, um Gefahr für die britische Bevölkerung und die "internationalen Interessen" Großbritanniens abzuwenden", sagte der Minister weiter.

Schnellere Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte

Bei seinem Besuch in Afghanistan zusammen mit Außenminister William Hague und Entwicklungsminister Andrew Mitchell werde er ausloten, ob es Möglichkeiten gebe, die Ausbildung von afghanischen Sicherheitskräften zu beschleunigen, sagte Fox.

Mit Blick auf die Ankündigung des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, ab 2014 könnten Polizei und Armee des Landes selbst für Sicherheit sorgen, sagte Fox weiter, er werde mit den Verantwortlichen vor Ort über verstärkte Ausbildungsbemühungen sprechen.

Guttenberg: Bei Rückzug droht Zusammenfall

Der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat unterdessen vor einem überhasteten Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan gewarnt. Dies würde die Gefahr erhöhen, dass das Land in sich zusammenfalle, sagte der Minister dem "Hamburger Abendblatt" (Samstag). "Wenn Afghanistan fällt, kann auch Pakistan fallen, ein Land, das im Besitz von Atomwaffen ist", sagte er. "Ich hätte sehr ungern Atomwaffen in den Händen von Terroristen."

Guttenberg sagte, rein militärisch sei der Krieg oder Kampf gegen den Terror in Afghanistan, in Pakistan oder in afrikanischen Staaten nicht zu gewinnen. Nötig sei eine bessere Vernetzung der Nachrichtendienste. "Darüber hinaus müssen wir uns in die Lage versetzen, an der einen oder anderen Stelle international abgestimmt gezielt mit Spezialkräften vorzugehen", sagte er. "Und natürlich kommt dem zivilen Aufbau eine wachsende Rolle zu."

10.000 Briten in Afghanistan

In Afghanistan sind rund 10.000 britische Soldaten im Einsatz. Damit ist Großbritannien nach den USA der zweitgrößte Truppensteller am Hindukusch. Die USA haben in Afghanistan 130.000 Soldaten stationiert und wollen diese vor dem ebenfalls geplanten Rückzug bis zum Sommer um weitere 20.000 Mann aufstocken.

Die Briten kämpfen überwiegend in der südlichen Provinz Helmand gegen die Taliban. Seit Beginn des Einsatzes 2001 sind 286 Briten und 1.081 US-Soldaten getötet worden.

Die Kampfhandlungen in Afghanistan gehen indes ungebrochen weiter: Bei einem Militäreinsatz von NATO-Truppen südlich von Kabul sind am Samstag mindestens zwölf Afghanen ums Leben gekommen. Die Soldaten erschossen zwei Aufständische, die Bomben legen wollten, wie ein Behördensprecher in der Provinz Paktia mitteilte. Als weitere Kämpfer ihre Leichen wegbrachten, forderten die Truppen Unterstützung eines Kampfhubschraubers an, aus dem heraus zehn weitere Menschen getötet wurden. Die Behörden leiteten Ermittlungen ein um sicherzustellen, dass es sich - wie von den US-Truppen angegeben - bei allen Opfern um Aufständische handelt.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Britische Regierung stellt Sparplan vor
Außenpolitik

Britische Regierung stellt Sparplan vor

Die Koalition aus Konservativen und Liberaldemokraten konkretisiert ihre ersten Sparmaßnahmen. Einsparungen wird es vor allem bei "verschwenderischen" öffentlichen Ausgaben geben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.